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pax christi

menschen machen frieden - mach mit.

Unser Name ist Programm: der Friede Christi. 

pax christi ist eine ökumenische Friedensbewegung in der katholischen Kirche. Sie verbindet Gebet und Aktion und arbeitet in der Tradition der Friedenslehre des II. Vatikanischen Konzils. 

Der pax christi Deutsche Sektion e.V. ist Mitglied des weltweiten Friedensnetzes Pax Christi International.

Entstanden ist die pax christi-Bewegung am Ende des II. Weltkrieges, als französische Christinnen und Christen ihren deutschen Schwestern und Brüdern zur Versöhnung die Hand reichten. 

» Alle Informationen zur Deutschen Sektion von pax christi

7 Schwaben bei M. Metzger-Tagung in Freiburg

12. Feb 2015

Ganz vielfältig näherte sich die Tagung „Der Krieg, die Kirche und die Pazifisten – Was hat uns M.J. Metzger heute noch zu sagen?“ der Person Max Josef Metzgers. Zum Auftakt zeigte ein literarisch-musikalisches Portrait wie Metzger selbst durch sein musikalisches Schaffen zum Frieden und zur Völkerverständigung beigetragen hat.

Was weiß die christliche Welt von diesem ganz seltenen Menschen….?

Die Frage des Gefängnisseelsorgers Peter Buchholz, der von der Persönlichkeit Max Josef Metzgers seinem Kämpferleben und seinem Märtyrertod tief beeindruckt war, gilt noch heute. Die erhoffte Seligsprechung könnte daran einiges ändern, aber sie ist erst in die Wege geleitet. Und bis dahin?
pax christi Freiburg wollte der Frage nachgehen, was dieser Priester, Pazifist und Pionier der Ökumene heute noch zu sagen hat: „Der Krieg, die Kirchen und die Pazifisten“ nannte sich die Tagung am 16. und 17. Januar in der Katholischen Akademie Freiburg. Unter den ca. 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern waren wir zu Siebt aus der Diözese Augsburg. Hatten wir bis dahin M.J. Metzger, der von 1928 bis 1940 in Meitingen bei Augsburg wirkte und dort begraben ist, als einen der „unsere“ betrachtet, so erfuhren wir bald, dass er wohl eher ein Freiburger war und ist. Es ging uns spätestens auf, als wir lauthals das von Metzger vertonte Schwarzwaldlied mitsangen: „Oh Freiburg, Schwarzwaldedelstein“. Auf dem Bühler Friedenskreuz, dem zentralen Symbol der Freiburger pax christi-Bewegung, ist der Name von M.J. Metzger eingraviert und die Diözese Freiburg betreibt sein Verfahren zur Seligsprechung – wir freuten uns sehr, dass sein Andenken weit von Augsburg  und Meitingen so lebendig erhalten blieb.
Der Einführungsabend zeigt uns „ein musikalisch-literarisches Portrait“ Max Josef Metzgers. Junge Leute aus der Musikhochschule Freiburg sangen die geistlichen und weltlichen Lieder und seine Vertonung liturgischer Texte. Andreas Mölder, Theologe und Musiker hat seine Diplomarbeit über das musikalische Werk Metzgers verfasst. Er brachte es fertig, das ganze Auditorium zum Mitsingen zu bewegen, wo der Komponist dem ‚Volk’ neben dem ‚Kantor’ und der ‚Schola’ seine wichtige Rolle zugeteilt hatte. Metzgers Gedanken zur Liturgie und zur Beteiligung des Volkes sind noch heute bedenkenswert. Er war – wie in seinem Ringen um Frieden und die Einheit der Christen – auch hier seiner Zeit voraus und zog sich entsprechend – z.B. vom damaligen Augsburger Bischof – den gehörigen Tadel zu.
Freiburger Abend zog uns alle, vor allem auch in Texten und Gedichten Metzgers, die Prof. Meinrad Walter vortrug, in den Bann dieses selten vielseitig begabten Menschen. Er lebte sozusagen mitten unter uns in der Gegenwart, noch weit in den „Ausklang“ hinein und in die Gespräche bei Wein und Brot.

Am nächsten Tag erläuterte uns die Freiburger Kirchengeschichtlerin Dr. Barbara Henze, warum die christliche Friedensbotschaft vor und im 1. Weltkrieg so wenig Widerhall fand: vorherrschend war der Glaube: 1. „Gott, der Herr ist Lenker der Geschichte der Völker – er könnte allein Frieden schaffen, wenn er wollte. 2. Die „gerechte Sache“ muss zum Sieg führen. 3. „Opfergeist“ ist notwendig – nicht Großes in der Welt ohne Opfer.

Christian Heß, der junge Regens des Freibruger Priesterseminars, hat über M.J. Metzger promoviert. Er hielt den nächsten Vortrag über Lebenseinsatz „für den Frieden der Welt und die Einheit der Kirche“. Metzger kam nicht als Pazifist zur Welt: am 3. Tag des 1. Weltkriegs ließ er sich in den allgemeinen Taumel hineinziehen und meldete sich freiwillig. Er erlebte und erlitt die erbittere Schlacht am Hartmannweilerkopf im Elsass. Eine Ruhr-Erkrankung machte seiner Soldatenzeit 1915 ein Ende. Es waren aber nicht die Kriegsgräuel, die ihn zum Pazifisten machten, im Vordergrund stand sein Glaube: „Christus muss König sein“ (1.Kor.15,25) und Christus bürgt für Frieden. 1917 gründet Metzger den „Weltfriedensbund vom Weißen Kreuz“ zur inneren Erneuerung der Christen aus dem Geist des Evangeliums.

Wir würden den Freiburger Priester heute als „Politischen Theologen“ bezeichnen, als einen „Pazifisten mit offenen Augen“. Er sah den Krieg als Geschäft des internationalen Großkapitals, als ein  „diabolisches Geschäft“, das mit Gott nichts zu tun hatte. Weil Christus über den Parteien stand, konnte er auch – damals für Katholiken unmöglich – mit Sozialisten sprechen, oder auf internationalen Kongressen für Völkerfrieden. Die klare Zentrierung des Glaubens auf Jesus Christus ließ Metzger Brücken finden zu den anderen, „getrennten“ Kirchen. Die „Una Sancta“, die „eine heilige“ Kirche ist für ihn durch die Taufe eine unsichtbare Realität. Sie gibt ihm ein neues Bewußtsein gegenüber den politischen Mächten, ihrer Kriegsrüstung und Militarisierung.
Weil diese Kirchen „Pilgerin“ bleibt, braucht sie Propheten, die ihre Einheit und ihre „Vielfalt in Freiheit“ verteidigen. So ein Prophet war und bleibt Max Josef Metzger.
Vom Verhältnis des „Friedensbundes Deutscher Katholiken“ zu pax christi referierte der „Augsburger“ Michael Rösch, Mitglied im Bundesvorstand von pax christi. Nachdem die Friedensappelle der Päpste Puis X. und Benedikt XV. ziemlich wirkungslos vor und im 1. Weltkrieg verhallten, schlossen sich 1923  - stark inspiriert von Dominikaner Stratmann – engagierte Katholiken zum „Friedensbund“ zusammen: „Wenn du den Frieden willst, rüste für den Frieden“ – durch Öffentlichkeitsarbeit, Erziehung, Gebet und Gottesdient. Die Mehrheit der deutschen Bischöfe stand dem „Friedensbund“ skeptisch gegenüber, weil sich die Laien dem Klerus nicht einfach unterordnen wollten. Max Josef Metzger vertrug sich nicht mit Stratmann und hatte mit seinem „Weltfriedensbund“ eine viel weiteren Horizont. Nach der Auflösung des „Friedensbundes“ durch die Nazis gründete sich nach dem 2. Weltkrieg von Frankreich aus die pax christi Bewegung, die aber erst in den 80er Jahren zu den politischen Zielen des Friedensbundes deutscher Katholiken zurückfand.

Auf der Freiburger Tagung hörten wir noch von Oberkirchenrätin Karen Hinrichs, dass sich die badische Landeskirche als „Kirche des gerechten Friedens“ versteht und einen „argumentativen Verantwortungs-Pazifismus“ vertritt. Anders als die EKD lehnt sie Krieg auch als „Letzte Möglichkeit“ ab. Von Max Josef Metzger hatten die meisten bis in die jüngste Zeit nichts gewusst.
Der bekannte Journalist Andreas Zumach konfrontierte uns am Ende der Tagung mit der Kriegswirklichkeit in der Ukraine, in Syrien und der arabischen Welt. Scheitern letztlich alle Friedensbewegten und Friedenskämpfer wie Max Josef Metzger an brutalen Herrschern, die Recht brechen und an der Realität von Kriegsrüstung, die auf Einsätze wartet?

Nein – es gibt keine vernünftige Alternative zum gerechten Frieden, zu Friedenswegen, auf denen Pioniere und Friedensbewegte vorangehen müssen. Für sie bleibt M.J. Metzger ein Vorbild: er ist ein „phantastischer Universalist“ in allen Dingen des Lebens, trotz seines Scheiterns gehört er zu den „Stärkeren im Geist“ er ist ein „Pazifist mit offenen Augen“ für Hintergründe und Ursachen von Kriegen, ein unerschrockener Kämpfer, der dem Streit mit geistlichen und weltlichen Herren nicht auswich. Er ist ein Einzelkämpfer und sucht Verbündete in der Welt einer „Christenheit in Vielfalt und Freiheit“. M. J. Metzger würde heute auch dem Satz zustimmen „es gibt keinen Weltfrieden ohne Frieden unter den Religionen“. Es ist gut, dass wir diesen „seltenen Menschen“ unter uns hatten und haben.

Dr. Michael Mayr